Sorgen widersprochen: "Freimarkt wird nicht privatisiert"

26.10.2016
Was wird aus dem Freimarkt? Darüber diskutierten – von links gesehen – unter anderem Messe-Chef Hans Peter Schneider, Sükrü Senkal, AGS-Chef Maik Wedemeier, Innensenator Ulrich Mäurer und Marita Wessel-Niepel, noch Leiterin des Stadtamts, das demnächst aufgelöst wird. - Foto: Kuzaj
Was wird aus dem Freimarkt? Darüber diskutierten – von links gesehen – unter anderem Messe-Chef Hans Peter Schneider, Sükrü Senkal, AGS-Chef Maik Wedemeier, Innensenator Ulrich Mäurer und Marita Wessel-Niepel, noch Leiterin des Stadtamts, das demnächst aufgelöst wird. - Foto: Kuzaj
 © Mediengruppe Kreiszeitung

Bremen - Von Thomas Kuzaj. „Wir waren schon wie vor'n Kopf gestoßen.“ Rudi Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbandes, redete am Mittwoch Klartext auf dem traditionellen Freimarkts-Frühschoppen. Die Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger in der Bremer SPD (AGS) lädt jedes Jahr dazu ein. Am Mittwoch wurde es besonders voll im „Riverboat“, denn viele Schausteller machen sich Sorgen. Anlass ist die geplante Zerschlagung des Stadtamts.

Die Marktzuständigkeit soll dabei am 1. Januar 2017 vom Innen- zum Wirtschaftsressort wandern. Betroffen sind die Top-Veranstaltungen Freimarkt, Osterwiese und Weihnachtsmarkt, die ein Millionenpublikum anziehen.

Vor den Kopf gestoßen? Gerade das Wirtschaftsressort habe den Schaustellern in den vergangenen 30 Jahren „immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen“, schimpfte Robrahn. Verkleinerung der Bürgerweide durch Neubauten, die langen Bauzeiten, und, und, und.

Der Freimarkt sei „immer wieder beeinträchtigt“ worden. Die Schausteller befürchten eine schleichende Privatisierung durch den Ressortwechsel. „Man schielt auf die Volksfeste, weil sie noch nie Zuschussbetriebe waren und den Städtetourismus prägen. Warum funktionieren die Märkte? Weil wir Schausteller sie wie ein rohes Ei behandelt haben.“ Kurzum: „Wer mal einen Flohmarkt organisiert hat, darf nicht denken, jetzt kann ich ein Volksfest machen.“

Sorge: Angriff auf das Schaustellergewerbe

Robrahn, einmal in Fahrt: „Wenn Volksfeste auch nur ansatzweise privatisiert werden in irgendeiner Gesellschaft, dann ist das ein Angriff auf das Schaustellergewerbe.“ Applaus im Zelt.

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), noch ja für die Märkte zuständig, bemühte sich um Beschwichtigung. Er sehe nicht, dass die Ängste berechtigt seien. „Der Freimarkt lebt von der Struktur, die sich deutlich von der anderer Volksfeste unterscheidet. Wenn hier nur noch zehn Bayernzelte stehen, wäre das das Ende.“ Und auch die Gebühren würden durch den Wechsel zur Wirtschaft „nicht in den Himmel schießen“. Mäurer: „Wirtschaft ist ein reiches Ressort. Es ist nicht das Armenhaus der Stadt.“

Kritik kam aber auch von Sükrü Senkal, dem innenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion. Wie die Schausteller, so hätten auch die Parlamentarier von den Umstrukturierungsplänen aus der Presse erfahren. „Das gehört sich nicht. Ich kann den Unmut der Schaustellerverbände verstehen.“

Privatisierung werde es nicht geben 

Andreas Kottisch, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, stellte das Streitthema in einen größeren Zusammenhang: „Für uns ist die Umstrukturierung der Wirtschaftsförderung insgesamt ein Thema.“ Im geplanten Zusammenspiel von Messe, Großmarkt und eben den Märkten gebe es Potenziale.“ Kottisch stellte auch klar: „Eine Privatisierung des Freimarkts wird es mit uns nicht geben.“ Saufgelage wolle man nicht. Es gelte, den Familiencharakter zu erhalten - schon in diesem Jahr nicht ganz einfach, weil die Herbstferien schon vorbei sind. Ziel seien „stärkere Veranstaltungen“ mit noch mehr Besuchern. Dazu seien aber auch Innovationen nötig.

So sieht es auch Messe-Chef Hans Peter Schneider: „Es wird hier keine zehn Bayernzelte geben und auch keine Kotzwiese wie in München.“ Eher gelte es, auch Publikum beispielsweise aus Skandinavien anzulocken.

 

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