Vier Millionen Besucher auf dem Freimarkt erwartet

Bremen - Ein bisschen ist es bei den Volksfesten wie beim Fußball. München spielt irgendwo in einer anderen Liga, dahinter rangeln gleich mehrere Metropolen der Republik um die Nummer zwei. Darunter, und das ist anders als beim Fußball, eben auch Bremen.
Der Freimarkt, die fünfte Jahreszeit, das Ziel des ganzen Nordens, er gehört dazu. Manche Internet-Portale sehen den Super-Jahrmarkt, der kommenden Freitag auf Bürgerweide und in der nostalgischen Variante auf dem Marktplatz beginnt und die Region 17 Tage in Atem hält, schon als das, was Werder über Jahre für den FC Bayern war. Als ersten Verfolger. Und tatsächlich spricht manches dafür. Ein genauer Blick lohnt.
Fakt jedenfalls: Gleich vier Jahrmärkte teilen sich den zweiten Platz bei den Besucherzahlen. Der Freimarkt kommt genauso auf vier Millionen wie die Rheinkirmes in Düsseldorf, die Cranger Kirmes in Herne und die Cannstatter Wasen in Stuttgart. Aber schon beginnen die Probleme. „Besuche, nicht Besucher,“ sagt etwa Freimarkt-Sprecherin Nadja Niestädt, „viele Besucher besuchen den Freimarkt mehrfach.“ Mal mit der Firma, mal mit der Familie, mal einfach nur um beim kühlen Bier die abendliche Bratwurst zu genießen.
Zahlen sind Schätzungen
Aus diesen Mehrfach-Besuchen auch noch konkrete Zahlen abzuleiten, gestaltet sich als Rechnung mit vielen Unbekannten. „Wissenschaftliche Erhebungen zu diesem Thema sind teuer,“ sagt Maike Lucas aus der Bremer Tourismuszentrale, „wir haben für Freimarkt und Weihnachtsmarkt zuletzt vor anderthalb Jahrzehnten eine solche Expertise in Auftrag gegeben.“ Seither gilt die Zahl von vier Millionen als Basis für alle weitere Berechnungen. Und das sind Schätzungen. „Wir fragen am Ende jeder Freimarkt-Saison den Eindruck der Schausteller ab. Die Beschicker können am besten beurteilen, ob vor ihren Geschäften qualvolle Enge herrscht, oder eben doch Lücken bleiben,“ sagt die Freimarkt-Sprecherin. Generell erliege das Publikums-Aufkommen sehr unterschiedlichen Einflüssen. Wie ist die Ferien-Lage, wie das Wetter, wie die allgemeine Konsumlaune? „Nur wenn alles zusammenpasst, können es auch schon mal deutlich mehr als vier Millionen Menschen sein, die wir als Besucherzahl nennen,“ sagt Nienstädt. Bis zu 4,5 Millionen reichte die Skala im zurückliegenden Jahrzehnt.

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Aha. Bremen also doch der erste Verfolger des Münchner Oktoberfestes, das auf rund sechs Millionen kommt? Tatsächlich siedeln die meisten Internet-Portale, die sich mit der Zugkraft der Jahrmärkte befassen, den Freimarkt auf den Plätzen zwei bis fünf an. Aber auch hier gilt ein bisschen die alte Churchill-Weißheit, wonach er nur jenen Statistiken traue, die er selbst gefälscht hat.
Größe ist Veranstaltern wichtig
In Düsseldorf und Herne beispielsweise lässt man sich gar nicht erst auf den Vergleich der Gesamt-Besucherzahlen ein. „Die Rheinkirmes liegt mit 440.000 Besuchern pro Tag sogar noch vor dem Oktoberfest,“ heißt es selbstbewusst in Düsseldorfer, wo die Feierlichtkeiten lediglich knapp zwei Wochen andauern. Und auch in Herne hat man Superlative entdeckt: „Mit 54 Besuchern pro Quadratmetern ist die Cranger Kirmes der Jahrmarkt mit dem bundesweit größten Gedränge."
Cannstatt kann ebenfalls kontern: „Mit 35 Hektar haben wir die größte Veranstaltungsfläche.“ Und dann wäre da noch der Hamburger Dom. Irgendwer will zehn Millionen Besucher gezählt haben, dies aber nicht innerhalb weniger Tage, sondern innerhalb eines ganzen Jahres. Hintergrund: Auf dem Heiligengeistfeld schlagen die Schausteller außer im Herbst zu jeder Jahreszeit jeweils für vier Wochen ihre Zelte auf.
Freimarkt gilt als Nummer eins
Dennoch gilt der Freimarkt bei den meisten Internet-Portalen als die Nummer eins im Norden, und das hat allen Bemühungen von der Elbe zum Trotz gute Gründe. In Hamburg sind es beim größten Markt, beim Sommerdom 254 Schausteller-Betriebe, die sich versammeln. Auf dem Freimarkt immerhin 335.
kra